Logout succeed
Logout succeed. See you again!

Das Geisterreich. Kant und die Folgen PDF
Preview Das Geisterreich. Kant und die Folgen
Matthias Bormuth Das Geisterreich Matthias Bormuth Das Geisterreich Kant und die Folgen Wolfgang Frühwald (1935–2019) zum Gedächtnis Inhalt Vom Geisterreich Hannah Arendt und Karl Jaspers . . . . . . . 9 I Was ist Aufklärung? Immanuel Kant . . . . . . . . . . . . . 35 Sibyllinisches Denken Johann Georg Hamann . . . . . . . . . . 56 Bildung als Erlebnis Wilhelm von Humboldt . . . . . . . . . . 79 »Größeres wolltest auch du« Friedrich Hölderlin . . . . . . . . . . . 90 II Die Leidenschaft des Denkens Max Weber . . . . . . . . . . . . . . 111 Über das Verhalten in der Gefahr Peter Suhrkamp . . . . . . . . . . . . . 122 Christen und Heiden Dietrich Bonhoeffer . . . . . . . . . . . 135 Vernünftige Freiheit Jürgen Habermas . . . . . . . . . . . . 158 III Ein eigenes Zimmer Virginia Woolf . . . . . . . . . . . . . 177 Todesfuge: Eine biographische Skizze Paul Celan . . . . . . . . . . . . . . 189 Meister des Nichtwissens Adam Zagajewski . . . . . . . . . . . . 200 Die rechtschaffenen Mörder Ingo Schulze . . . . . . . . . . . . . . 209 Dank . . . . . . . . . . . . . . . . 217 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . 219 Gespräche der Ringvorlesung Philosophie Sommersemester 2020 . . . . . . . . . . . 225 Aus dieser Darstellung der ersten Menschengeschichte ergibt sich: daß der Ausgang des Menschen aus dem ihm durch die Vernunft als erster Aufenthalt seiner Gattung vorgestellten Paradiese nichts anders als der Übergang aus der Rohigkeit eines bloß Tierischen Geschöpfes in die Menschheit, aus dem Gängelwagen des Instinkts zur Leitung der Vernunft, mit einem Worte: aus der Vormundschaft der Natur in den Stand der Freiheit gewesen sei. Ob der Mensch durch diese Verände- rung gewonnen oder verloren habe, kann nun nicht mehr die Frage sein, wenn man auf die Bestimmung seiner Gattung sieht, die in nichts als im Fortschreiten zur Vollkommenheit besteht, so fehlerhaft auch die ersten selbst in einer langen Reihe ihrer Glieder nacheinander fol- genden Versuche, zu diesem Ziele durchzudringen, ausfallen mögen. Immanuel Kant Nichts von dem, was wir im anderen verachten, ist uns ganz fremd. Dietrich Bonhoeffer Aus Kommunikation entspringen die lichtesten Augenblicke, in ihrer Folge das Gewicht des Lebens. Karl Jaspers Vom Geisterreich Hannah Arendt und Karl Jaspers I. Im Herbst 1945 hatte Karl Jaspers nach acht Jahren ohne jedes Lebenszeichen erstmals wieder die Gelegenheit, an seine Schülerin Hannah Arendt zu schreiben: »Oft hat- ten wir diese Jahre mit Sorge an Ihr Schicksal gedacht und schon längst nicht mehr viel Hoffnung, daß Sie am Leben seien.« Tatsächlich hatte die deutsch-jüdische Philosophin sich nach den Jahren des Pariser Exils 1941 nur mit knapper Not vor den Vernichtungslagern retten können. Sie war aus dem Übergangslager Gurs in Südfrankreich geflohen und hatte über die Pyrenäen Lissabon erreicht, von wo ein Schiff sie, ihren Mann und ihre Mutter nach New York in Sicherheit brachte. Anders war es ihrem Freund Walter Benjamin ergangen, der sich in dieser Zeit während eines Erschöpfungszustandes am Fuß des Gebirges verzweifelt das Leben genommen hatte. Jaspers und seine jüdische Frau hätten dieses Schicksal beinahe vier Jahre später geteilt. Aber der Einmarsch der Amerikaner verhinderte im April 1945 die drohende Deportation nach Theresienstadt, der das Ehepaar mit dem gemeinsamen Suizid begegnet wäre. Den Kontakt zwischen Arendt und Jaspers hatte der amerikanische Besatzungsoffizier Melvin Lasky hergestellt, ein jüngerer Freund aus dem jüdischen Umfeld der New York Intellectuals. Kurz nach der Befreiung Heidelbergs gewann Lasky nicht zuletzt aufgrund dieser Freundschaft das Vertrauen von J aspers. Der Philosoph entwickelte ihm schon bald jene Gedanken, die im folgenden Winter den Kern seiner Vorlesung »Die geistige Situation in Deutsch- land« bilden sollten, welche wir heute als Die Schuldfrage 9