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Die Technik der Individualpsychologie: Erster Teil Die Kunst, Eine Lebens- und Krankengeschichte zu Lesen PDF
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DIE TECHNIK DER INDIVIDUAL PSYCHOLOGIE ERSTER TElL DIE KUNST, EINE LEBENS- UND KRANKEN GESCHICHTE ZU LESEN VON DR. ALFRED ADLER IN WIEN I MUNCHEN VERLAG VON J. F. BERGMANN 1928 ISBN-13: 978-3-642-89495-4 e-ISBN-13:978-3-642-91351-8 DOl: 10.1007/978-3-642-91351-8 Aile Remte. insbesondere das der Vbersetzung in fremde Spramen vorbehalten. Copyright 1928 by J.F.Bergmann in Miinmen. Vorwort. Vorwort. Oft und oft trat die Aufforderung an mich heran, die Grundziige del' Technik individualpsychologischer Behandlung, wie ich sie seit mehr als 20 Ja hren iibe, den weitesten psychiatrischen und pada gogischen Kreisen auseinanderzusetzen. Was mich bisher davon ab gehalten hat, war die Schwierigkeit, das immer einmalige Gestalten, das jedem Einzelfall gerecht zu werden versucht, in Formeln oder Regeln einzufangen. Doch konnte ich mich der Berechtigung des Verlangens nicht entziehen, den Einblick in die Werkstaite der In dividualpsychologie namhaft zu erweitern. Bisher konnte diese Technik bloB in den zahlreichen individual psychologischen Beratungsstellen fiir schwererziehbare Kinder bis zu einem gewissen Grade gezeigt und gelehrt werden. Es gab da freilich geniigende Moglichkeit, den Geist in der Erfassung des Zu sammenhangs einer Personlichkeit zu schulen. Und da wir grund satzlich feststellen konnten, bis zur Einheitsform aller problemati schen Menschheitsgestaltungen durchgedrungen zu sein, so war ge niigend Spielraum gegeben, auf dies em selbstgeschaffenen Boden wirkliche Kombinationskraft der Horer zu verwenden und auszu bilden, auch sie vor Ausschreitungen zu bewahren. DaB es sich da bei urn eine Kunstgaitung handelt, die freilich dem Kunstlosen als eigenartig, fremd, vielleicht trickhaft wie jede Kunst erscheint, diirfte wohl auch in Terminologie, psychologischen Vorurteilen und simpleren V orstellungen Befangenen ahnungsvoll aufgehen. Aber diese Kunst der Behandlung ist bis zu einem gewissen Grade darstellbar und sicherlich jedem zuganglich, dessen eigenes Leben der tieferen Einsicht in den Zusammenhang menschlichen Geschehens nicht entbehrt. Dem common sense wird sie sich stets erschlieBen, aber es scheint mil', daB sie ewig verschlossen bleibt denen, die von vorneherein dem Ziele einer Verwerfnng nach streben, odeI' die uns eine Unfehlbarkeitsabsicht andichten wollen. Nach zahlreichen Voriibungen, lesend eine mil' fremde Kl'anken geschichte einem groBel'en Kl'eise zu intel'pretieren, wie ich es im mer beim Anhol'en meiner Patienten fiir mich selbst tun mnBte, gehe ich nun dal'an, die Deutnng einel' Lebensbeschreibung impl'ovisiel't und ganz als Roharbeit geschaffen meinen Lesel'n vorzulegen. Die IV Vorwort. Lebensbeschreihung hat mir ein Zufall in die Hande gespielt. Ich kenne weder die Verfasserin, noch weiR ich, wie viel etwa daran bearbeitet wurde. Ein mir personlich bekannter Wiener Schriftsteller uberbrachte sie mir als interessante Leistung eines begabten Mad chens, an der nur Unwesentliches geandert worden war. In der Wiener Sektion des "Internationale n Vereines fur Individualpsycho logie" ha:be ich im Laufe von etwa acht Vorlesungen Stuck fur Stuck der Lebensgeschichte vorgelesen und in der vorliegenden Weise zusammenzufassen getrachtet. Vielleicht ist dieses Buch ge eignet, einen weiteren Einhlick in meine Arbeitsweise zu geben. Freilich konnte ich dabei der Erfahruugen der Individualpsycho logie nicht eutraten, aber wenn der Leser sieht, daR die Grundan schauungen der Individualpsychologie n u r d a s We r k z e u g dar stellen - wie wir uberzeugt sind, das beste Werkzeug heutzutage- urn zum Verstandnis des Werdens eines Menschen durchzudringen; seinen Lebensstil, dessen Grundlagen und Einheit zu erkennen und damit auch die Fehler in seiner Struktur, dann hat er wohl auch erkannt, daR die schopferische Gestaltungskraft und Erziehungs· kunst des Individualpsychologen in der Behandlung deu eigent.. lichen Wert der Individualpsychologie ausmachen und unentbehr lich sind. Es liegt in meiner Absicht, dies em Band einen weiteren folgen zu lassen, der in iihnlicher Weise den Lebensstil schwererziehharer Kinder bloRlegt. Wi e n, im August 1928. Dr. Alfred Adler. Die Kunst, eine Lebens-und Krankengeschichte zu lesen. I. Kapitel. 1 I. Kapitel. Was ich mir vorgenommen habe, - Ihnen eine Lebensgeschichte samt einer Erorterung vorzulesen, - ist nicht leicht. . Es isl nichts Uberlegtes, V orbereitetes, - ich will es versuchen, vor der Offent lichkeit so vorzugehen, wie in meinem Spreehzimmer, wie mit meinen Patienten. Bei jedem Wort iiberlege ich: was hat das fiir einen Sinn, wie steht der Mensch dem Leben gegeniiber, was hat der Mensch fiir einen Lebensstil, wie verhiilt er sich mit allen Einzelheiten zu den drei Lebensfragen. So ausgestattet mit dem Netzwerk, das ergiinzt wird durch die Erfahrung, betrachten wir den Menschen, wie er zur Totalitat strebt, wie er Herr iiber die Schwierigkeiten werden will, wie er in den ersten vier bis fiim J ahren seinen Lebensstil aufge baut hat. Was wir dabei tun, ist, daB wir unsere gesamten Erfahrungen in der Psychologie voraussetzen. Wenn jemand meint, daB dieses Ver fahren ein der Wissenschaft, der Kunst entriicktes ist, irrt er. Jede Wissenschaft geht so vor. Auch in der Kunst ist es so, z. B. in der Malerei, man macht scheinbar ein paar Striche, korrigiert, wischt aus, bis das Portriit vollendet ist. Wenn ich einen kleinen Bruchteil einer groBen Krankheitsge schichte vornehme, dann muB ich kommentieren, manches ausschal ten, manches Neue hinzufiigen. Das ist die Kunst der I. P. Der Vor teil dieser Arbeit ist, daB ich diese Krankengeschichte nicht kenne. "Ich kann mich erinnern, daB der Vater mieh oft fragte ....." Es ist nicht miiHig zu fragen: warum nicht die Mutter? "Vater" hat besondere Bedeutung. Dieses Kind - es ist ein Miidchen - war dem Vater viel mehr angeschlossen als der Mutter. Was hat das fiir eine Bedeutung? Das Kind zieht den Vater vor, der Vater muB ein weicher Mensch sein. Die erste Bindung ist die an die Mutter, wenn sie verschwindet, tritt erst die zweite Phase ein. Die Mutter hat mit der Verziirtelung eingesetzt, - aber hat mit clem Vater nicht kon kurrieren konnen. ,,1st dir gut, tut dir etwas weh?" Es mua ein auBergewohnlich weicher, verzartelnder Vater ge wesen sein. Unsere Erfahrungen iiber aIte Kindheitserinnerungen sagen uns, daB das Madchen ein auBerordentlich verzarteItes Kind gewesen sein muB. Wir ahnen, daB dieses Miidchen immer nur Ver- Adler, Technik I. 1 2 Alfred Adler: zartelung suchen wird, daB es immer im Mittelpunkt wird stehen wollen, daB es stets versuchen wird, die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Es werden sich Schwierigkeiten ergeben, wenn ein solches Kind mit anderen Personen zusammentrifft, die ausgeschaltet werden miissen, weil das Kind in symbiotischem Zusammenhang mit der ver zartelnden Person lebt. (Kind, Vater.) Wir konnen dann von starken Ausschaltungstendenzen sprechen. Abneigung gegen audere Personen, kritisches Verhalten und Mangel an Interesse anderen Personen gegeniiber, Schwierigkeiten in neuen Situatione n werden zu finden sein. Diese Verzartelung kann in der Natur des Vaters oder anders wo begriindet sein. Auch kann das Kind eine Sonderstellung einge nommen haben. Es ist .entweder ein einziges Kind, unter besonders sehwierigen Verhaltnissen aufgewachsen, ein Kind mit minderwer tigen Organen, - es konnte auch sein, daB es das einzige Madehen unter lauter Buben war oder die Jiingste. "Mir war eigentlich nie gut." Wir diiden die Mitteilungen unserer Patienten nicht wortlieh nehmen. Wir diiden nicht so beeinfl.uflt von ihnen sein wie die Pa tientiu selbst. Die Mitteilung will heiBen: Ieh bin ein krankes Kind gewesen. "Ich hatte immer Fieber" (das ist kaum gIaublich), und so heiBe und trockene Hande, daB ich sie mit der Zunge befeuchten muBte." Wir wissen, daB es bessere Mittel gibt, die Trockenheit bei Fie ber bezieht sich ja auch auf die Zunge. Man findet bei Kindern ofters, daR sie die Zunge zu Hilfe nehmen, wenn es der Umgebung nieht reeht paBt. Dem Vater war es gewiB nicht angenehm, und das Madchen hat dadurch die Aufmerksamkeit auf sich gelenkt. Ein weiterer Zug ist also: das Madehen hat eine groBe Neigung, dureh allerhand Erscheinungen seine Mittelpunktstellung zu vertiefen und zu befestigen. "Mein Vater erzahlte mir spater, mein Leben sei an einem Faden gehangen." Es gibt viele gesunde Menschen, denen das erzahlt wurde. Auch mein Leben "ist an einem Faden gehangen." Ieh habe spater gesehen, daB es gar nieht wahr war. Wir horen nichts von einer Diagnose, wir sehen nur, daB es ein zartes Kind war, das nieht gut gegessen hat, - aber offenbar nur, weil es verzartelt worden ist. Die EBver- Die Kunst, eine Lebens-und Krankengeschichte zu lesen. I. Kapitel. 3 weigerung kennen wir, sie dient dazu, die Aufmerksamkeit auf sieh zu lenken. "Ieh hatte aueh nie Appetit, konnte niehts zu mir nehmen. reh konnte den Speisen keinen Gesehmaek abgewinnen, kaute an den Bissen herum, als waren sie Papier oder Gras." AIle Patienten sprechen so, als ob sie unsere V odesungen gehort, unsere Bucher gelesen hatten. "Dunkel entsinne ieh mieh, wie sich meine Eltern beim Arzt beklagten." "Nur die Muttermileh sehmeckte mir, gegen jeden Ver such, mich abzusetzen, solI ich mich verzweifelt gewehrt haben." Es fallt auf, daB es sich hier um ein Madchen handelt, das einen anBerordentlich gewahlten Stil hat, doch ist sie in der offiziellen Bildnng nicht sehr weit gelangt. "So blieb ieh anBergewohnlich lange Saugling, volle 5 Jahre." Das ist ziemlich unwahrscheinlich. Wenn es aber nur zwei Jahre gewesen waren, so konnen wir sagen, daB sich dieses Madchen auBerordentlich stark an seine Mutter gebunden hat. Das ist eine Bestatigung des V orhergesagten, daB die Bindung an den Vater bereits die zweite Phase war. Es mag sein, daB die unrichtige Be hancllung in der Sauglingszeit mit die Ursache gewesen ist, sich von der Mutter zu verabschieden. Es ist eine Tragoclie, wenn ein zwei jahriges Kind abgesetzt wird. "Noch sehe ich die schone weiBe Brnst meiner Mutter deutlich . " vor mIr. Es ist nicht sicher, daB das Kind sich erinnert hat, solche Vorstel lungen kann man sieh nachtraglich bilden. Wir sehen aber, daB das Interesse dieses Kindes auf die Hingebung anderer Personen gerichtet ist. Das Madchen empfindet es schmerzlich, von der Brust der Mutter Abschied nehmen zu mussen, sie glaubt ja bis heute an clem Unrecht der Mutter festhalten zu mussen. "Ieh sehamte mich schon. Wenn Leute bei uns waren, wisperte ich der Mutter ins Ohr: komm trinken!" ,,sie muRte sich irgendwohin setzen, wo uns niemand sah." Das Kind wuBte also, daB es eine Schande war. "Als die Mutter naeh G. fuhr, zu Verwandten ihres verstorbenen ersten Mannes, war man ratlos, was mit mir geschehen sollte. Die altere Schwester wollte mich zum Schein an die Brust nehmen, aber 1* 4 Alfred Adler: ich sagte: es ist nicht dasselbe wie bei der Mutter; du bist blond, die Mutter ist schwarz, ich mag keine blonden Haare." Hier erfahren wir etwas iiber die Personenwahl. Sie ist mit del Mutter verbunden und .legt Wert auf unterscheidende Merkmale, die fiir uns nicht wesentlich sind. Bei einer weiteren Ausfiihrung konnte man sagen, wie Menschen zur Liebeswahl kommen. "Ich selbst hatte dunkle Haare." Zum zweiten Male ein Gesprach iiber Haare, das bedeutet eine tJberwertung der Haare. "Vater lieB es mir in die StiIne schneiden. Ich trug damals einen blauen Kragen mit rotem Futter und wiinschte mir einen Hut. So oft wir an einem Geschaft vorbei kamen, rief ich: Huti, Kragen!" Eine' sich friih entwickelnde Eitelkeit und groBe Neigung fiir AuBerlichkeiten, asthetische Neigungen, starke Wertung der Schon heit. "Ich war nicht wegzubringen. SchlieBlich muBte die Mutter vor solchen Auslagen einen groBen Bogen machen." Das Kind hat einen starken· EinfluB auf die Mutter, so daB diese List anwenden muB. "Ehe mich die Mutter spazieren fiihrte, fragle sie oft den Vater, was sie mir anziehen solIe." Auch die Mutter hat groBes Interesse fiir das AuBere des Kindes; es ist leicht zu verstehen, wie das Kind in den Kreis der Eitelkeit gezogen wird. "Eines Tages kam ich dem Vater zuvor und rief aus dem Kinder wagen: "Kragen." Ich hatte eine groBe Freude iiber die ersten Schuhe, kaum hatte ich sie an den FiiBen, lief ich bei der Tiir hinaus und wollte auf und davon." Das ist ein Versuch, die Schuhe in Sicherheit zu bringen. Der Vater ist Stiickmeister, also Schneider; die ganze Familie ist auf die Betrachtung des AuBerlichen eingestellt. Das ist kein ererbter Zug, es lag in der Atmosphare des Hauses. "Es gab eine Menge Knopfe daheim, ich spielte mit ihnen ein eigenes Spiel, sie waren mein Geld." . Das Kind hat friihzeitiges Interesse fiir Arbeit und Geld. "Dann spielte ich gerne mit Seidenfleckerln, schnitt Locher hinein und steckte die Arme der Puppe durch." V orbereitung fiir den Schneiderberuf. Die Kunst, eine Lebens-und Krankengeschichte zu lesen. 1. Kapitel. I) "Noch Heber als mit der Puppe spielte ich mit der Bierflasche." Wir wissen, daB Kinder sieh Heber phantastisehen Versuehen zuwenden als meehanisehem Spielzeug. Das Kind ist auf dem Wege der Naehahmung, das kann es aber nur, w~nn es sieh einfiihlt, wenn es eine Rolle spielt, die es bei Vater und Mutter beobaehtet hat. Das Kind imitiert den Vater, wenn es ein Kleid maeht. "Ieh stoberte Laden auf, werkelte an Sehlossern." Das Kind hat groBe Freiheit gehabt, konnte mit allen Dingen spielen. "Meine Liehlingsbesehaftigung waren S~lbstgesprache, ieh konnte stundenlang jemand nachmaehen." Sehneiderei und Sprechen wird imitiert, aueh Doktor, Kochin. Wenn wir uns den SpaH machen, nns zu fragen, was der eigentIiehe Beruf fiir ein solches Kind ware, das friihzeitig trainiert, sich in eine Rolle einzufiihlen, dann mii~sen wir sagen: Sehauspieler. Wir konnen oft sehen, daB viele fiir einen Beruf vorbereitet sind, ihn aber nieht erreiehen, weil sie nichts davon wissen. "Ieh ahmte aueh dem Backer nach, mein Baekerladen war eine Schublade mit alten Brotresten, die nahm ich abends ins Bett." Intensive Neigung, etwas zu sein, das Kind will bei Naeht auch Baekermeister sein. "Spater dann spielte ieh Lehrerin, wobei ieh wie meiue Lehrerin ein Lorgnon beniitzte. Ich hatte eines aus rotem Pergamentpapier. Das Kassabueh des Vaters war der Klassenkatalog, das Notizbueh der Handkatalog, aItes Papier die Schulhefte, die Diwanlehne die Tafel." Wir sehen die Shakespeare'sehe Biihne. "Ich drohte den widerspenstigen Kindern und sehrie so laut, daB der Vater rief, ieh solIe mieh uieht so aufregen." Wir horen von einer Krankheit nicht viel, aber sie hat die Auf- merksamkeit des Vaters auf sich gelenkt. "Mit der Kaffeemiihle spielte ieh Werkelmann." Starke Entwieklung der Phantasie, Imitatiou. "In unserem Haus war eine Kohlenhandlung, die zwei aIten Leuten gehorte. Ich schliehtete dort Holzer auf, lieB mir zu essen geben; was ieh zu Hause nicht angeriihrt hatte, z. B. Sauerkraut und Knodel - dort aB ich es gern." 6 Alfred Adler: Die EBverweigerung ist der Versuch. in einer wichtig scheinenden Funktion durch Widerspruch die Aufmerksamkeit auf sich zu ,ziehen. "Der Kohlenhandler fragte mich, wen ich heiraten werde. Immer sagte ich: den Vater." Es konnte einer auf die Idee kommen, darin ein incestuoses Ver halten zu erblicken. Wenn man aber sieht, wie dieses Kind lange Jahre nichts von sexuellen Beziehungen weill und nichts wissen will und sich dagegen wehrt, in einer Umgebung, die sich nicht so ablehnend gegen den Mann verhalt, so kann man sagen: der Heiratsgedanke ist nur moglich, weil in dieser Beziehung zum Vater etwas Asexuelles ist. "Den Vater liebte ich sehr. ich war sogar eifersiichtig auf ihn." Wenn Eifersucht immer nur der AusfluB der Erotik ware, dann waren wir geschlagen. Es gibt aber auch Eifersucht aus Macht begier. "Wenn die Mutter den Vater liebkoste, warf ich mich oft da zwischen, streichelte sein Haar, streifte ihm die Hemdarmel in die Hohe und kiiBte seine Arm~." Wer glaubt daB dies Erotik ist, bleibe dabei stehen. Unsere Er klarung ist die einzig psychologische, die rein auf sexuelle Erwa gung gestellte ein MiBgriff. "War ich schlimm, drohte mir die Mutter, ein Briiderchen oder Schwesterchen beim Storch zu bestellen. Ich schrie: ich schmeiB es hinaus." Rier zeigt sich die Eifersucht deutlich, bedingt durch das Macht streben. "Vor den Storche n hatte ich groBen Respekt, ich staunte sie au und konnte es nicht begreifen, daB gerade Storche Kinder bringen, die so dumm aussehen. In der Schule horte ich dann, daB die Kinder aus dem Bauch kommen; wodurch sie entstehen blieb mir unklar. Ich dachte, man muB sie bloB bestellen, wenn man verheiratet ist." Von der Entstehung des Kindes keine Spur. "Wenn der Vater nach F. reiste, brachte er mir immer etwas mit, Spielzeug, Bilderbiicher. .. Er nahm mich auf den SchoB und las mir vor. Ich erinnere mich an eine Zeile nach 21 Jahren: "seht die