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Lex et Sacramentum im Mittelalter PDF
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LEX ET SACRAMENTUM IM MITTELALTER M I S C E L L A N EA M E D I AE V A LI A VERÖFFENTLICHUNGEN DES THOMAS-INSTITUTS DER UNIVERSITÄT ZU KÖLN HERAUSGEGEBEN VON PAUL WILPERTt BAND 6 LEX ET SACRAMENTUM IM MITTELALTER W A L T ER DE G R U Y T ER & CO · B E R L IN VORMALS G. J. GÖSCHEN'SCHE VERLAGSHANDLUNG . J. GUTTENTAG, VER- LAGSBUCHHANDLUNG . GEORG REIMER . KARL J. TRÜBNER . VEIT & COMP. 1969 LEX ET SACRAMENTUM IM MITTELALTER HERAUSGEGEBEN VON PAUL WILPERTf FÜR DEN DRUCK BESORGT VON RUDOLF HOFFMANN W A L T ER DE G R U Y T ER & CO · B E R L IN VORMALS G. J. GÖSCHEN'SCHE VERLAGSHANDLUNG · J.GUTTENTAG, VER- LAGSBUCHHANDLUNG • GEORG REIMER · KARL J. TRÜBNER . VEIT & COMP. 1969 Archiv-Nr. 3621691 Alle Rechte, insbesondere das der Übersetzung in fremde Sprachen, vorbehalten Ohne ausdrückliche Genehmigung des Verlages ist es auch nicht gestattet, dieses Buch oder Teile daraus auf photomechanischem Wege (Photokopie, Mikrokopie) zu vervielfältigen (g) 1969 by Walter de Gruyter & Co. vormals G. J. Göschcn'schc Verlagshandlung « J. Guttcntag, Verlagsbuchhandlung - Georg Reimet Karl J. Trübner · Veit & Comp., Berlin 30 Printed in Germany Sat2 und Druck: Walter de Gruyter & Co., Berlin 30 INHALTSVERZEICHNIS ALBERT ZIMMERMANN, Vorwort VII LUDWIG HÖDL, „Lex et sacramentum" im scholastischen Ver- ständnis des Weihesakramentes unter besonderer Berücksichti- gung der Zeit Bonifaz' VIII. (1294—1303) 1 Textgrundlage: Vitalis de Furno OFM in IV. Librum Sententia- rum, Dist. 24 pars 2 (Cod. Vat. lat. 1095, fol. 32vb—34vb) . 19 HERBERT GRUNDMANN, Lex und Sacramentum bei Joachim von Fiore 31 LUISE ABRAMOWSKI, Die Lehre von Gesetz und Evangelium bei Johann Pupper von Goch im Rahmen seines nominalistischen Augustinismus 49 JOHANN MAIER, Thora, Lex und Sacramentum 65 ERNST STADTER, Religionsphänomenologische Überlegungen zur spiritualistischen Idee 84 HANS-JÖRG SPITZ, Metaphern für die spirituelle Schriftauslegung 99 CHRISTOPH CORMEAU, Sünde und Heilserfahrung bei Hartmann von Aue, nach den Verserzählungen Armer Heinrich und Gregorius skizziert 113 PETER BLOCH, Typologische Kunst 127 KARL A. NOWOTNY, Wandlungen der Typologie in der Früh- renaissance (ante legem — sub lege — sub gratia) 143 HANS MARTIN KLINKENBERG, Die Theorie der Veränderbarkeit des Rechtes im frühen und hohen Mittelalter 157 GUNTHER WOLF, Der „honor imperii" als Spannungsfeld von Lex und Sacramentum im Hochmittelalter 189 Editionsregister 211 Namenregister 215 Sachregister 223 VORWORT Die in diesem Band der Miscellanea Mediaevalia veröffentlichten Aufsätze zum Thema „Lex et sacramentum im Mittelalter" geben die Vorträge der Kölner Mediävistentagung vom September 1966 wieder. Es war das letzte Treffen von Mediävisten, das mein verstorbener Vorgänger, Paul Wilpert, geplant hat und das unter seiner Leitung stattfand. Die außerordentlich freundliche Aufnahme der bisher erschienenen Bände der Miscellanea Mediaevalia läßt mich hoffen, daß auch die nunmehr vorgelegten Arbeiten den Kölner Mediävistentagungen die alten Freunde erhalten und neue gewinnen mögen. Herrn Rudolf Hoffmann, Mitarbeiter am Thomas-Institut der Uni- versität zu Köln, ist für die Zusammenstellung und die Redaktion der Beiträge dieses Bandes zu danken. Der Verlag de Gruyter bewies bei der Drucklegung das bewährte Entgegenkommen. Köln, im Juni 1969 Albert Zimmermann „LEX ET SACRAMENTUM" IM SCHOLASTISCHEN VER- STÄNDNIS DES WEIHESAKRAMENTES UNTER BESONDE- RER BERÜCKSICHTIGUNG DER ZEIT BONIFAZ' VIII. (1294—1303) Von LUDWIG HÖDL Im 6. Hauptstück des 4. Sentenzenbuches stellte Petrus Lombardus im 1. Teil der 24. Distinktion den siebenfachen Ordo und im 2. Teil den viergeteilten Rang (der Bischöfe, Erzbischöfe, Metropoliten und Patriarchen) dar1. Diese Gliederung ist nicht nur Sache der literarischen Darstellung und Ordnung, sondern sie betrifft die grundlegende Diffe- renz zwischen Weihe-Sakrament und Hierarchie, zwischen priester- licher Dienstvollmacht und jurisdiktioneller Gewalt. Diese Differenz zwischen den „ordines" und den „dignitates" stammt nicht aus der mittelalterlichen Theologie. Darin verbirgt sich ein wesentliches Stück der Geschichte und Entwicklung der Kirchenverfassung in frühkirch- licher Zeit. Die Erklärer und Lehrer des Sentenzenbuches haben diesen Graben zwischen den „ordines" und „dignitates" nicht angefüllt, sondern im Gegenteil noch vertieft. Sie stellten die beiden Reihen der sieben sakramentalen Dienste und der nicht ebenso numerisch fixierten hier- archischen Ränge neben- und hintereinander dar. Dabei eignet nach einer weit verbreiteten Meinung nur der ersten Reihe wirklich sakra- mentaler Charakter2. Die Ordnung und Reihe der hierarchischen Ämter ist der geschichtliche Austrag der sakramentalen Ordnung. Die moderne Theologie spart nicht mit dem Vorwurf, die mittelalter- liche Theologie habe sowohl geschichtlich wie auch systematisch das Prae des Bischofsamtes mißverstanden. Dieser Vorwurf übersieht aber, daß sich das Bischofsamt viele Jahrhunderte in der Kirche nicht anders demonstrierte als eine „dignitas" ! In der hochscholastischen Theologie (des 13. Jh.) wurden die beiden Reihen der sakramentalen Vollmacht und des hierarchischen Vorranges 1 Petri Lombardi libri IV Sententiarum. Studio et cura PP. Collegii S. Bonaven- turae. Tom. 2. Quaracchi 1916. Lib. IV d. 24, S. 892—904. 2 Vgl. S. Bonaventurae commentarla in quatuor libros Sententiarum Magistri Petri Lombardi. Lib. IV d. 24 p. 2 a. 2 q. 3. In: S. Bonaventurae opera omnia. Iussu et auctoritate P. Bernardini. Tom. 4. Quaracchi 1889. S. 632—634; S. Thomae Aquinatis commentum in quartum librum Sententiarum Magistri Petri Lombardi. D. 24 q. 3 a. 2. In: Thomae Aquinatis opera omnia. Studio ac labore S. E. Fretté. Vol. 11. Parisiis 1874. S. 42—44; S. Thomae de Aquino Summa theologiae. Ed. Commissio Piana. Ottawa 1953. Suppl. q. 40 a. 5, S. 153 f. 1 Med. VI 2 Ludwig Hödl als je verschiedene Themen und Fragen behandelt3. Auf der einen Seite wird das Unterscheidende des Sakramentalen gesehen, auf der anderen das Entscheidende der kirchlichen Vollmacht und Jurisdiktion. Sobald aber der hierarchische Rang in der Kirche nicht mehr als Struktur der sakramentalen Vollmacht bedacht, sondern verselb- ständigt wird, muß ein anderes Strukturgesetz des Sakramentalen gefunden werden, und die hierarchische Gewalt erscheint am Ende als „leere" Kraftanwendung und Kraftanstrengung in der Kirche. Die Einheit von priesterlicher Vollmacht und kirchlicher Dienstgewalt wird fragwürdig. In der Diastase von sakramental-priesterlicher Voll- macht und kirchlich-hierarchischer Kraftentfaltung und Kraftballung gewann ein Gesetzesdenken Raum, das für das Verständnis der Kir- chenordnung verhängnisvoll war. Wir stehen beim Thema : sakramen- tale, priesterliche Kraft und Wirklichkeit und kirchliche, hierarchische Gewaltentfaltung und -ballung in der Spannung von „lex et sacra- mentum". Der erste Themenkreis betrifft das spezifische Verständnis des Weihesakramentes im 13. Jahrhundert. Er soll nur so weit erörtert werden, als es zum Verständnis des Folgenden notwendig ist. Der zweite Themenkreis interessiert nicht nur die theologische Forschung, sondern alle geisteswissenschaftlichen Disziplinen, die mit der Ge- schichte des Mediaevum befaßt sind. Wir setzen die Untersuchung bei den Theologen der Ära Bonifaz VIII. (1294—1303) an, um mit dem Thema gleichzeitig einen Beitrag zum theologischen Verständnis des Anspruchs Bonifaz VIII. zu leisten. Die kirchen- und rechtsgeschicht- liche Forschung ist ohne Zweifel hinsichtlich dieses Gegenstandes weiter vorangekommen als die Theologiegeschichte4. Im Schuljahr 1295/96 erklärte der Franziskanertheologe Vitalis de Furno (um 1260 geb., am 16. 8. 1327 als Kardinal gest.) als Lektor am Generalstudium des Ordens in Montpellier die Sentenzen, nachdem er bereits 1288/89 unter Raymund Rigaldi in Paris über die Sentenzen gelesen hatte und von 1291—1294 (bzw. 1290—1293) als Magister 3 Vgl. L. Hödl: Das scholastische Verständnis von Kirchenamt und Kirchengewalt unter dem Einfluß der aristotelischen Philosophie („Per actus cognoscuntur poten- tiae"). In: Scholastik 36 (1961) 1—22. Ders. : Die kirchlichen Ämter, Dienste und Ge- walten im Verständnis der scholastischen Theologie. (Der scholastische Traktat „De ordinibus" in historischer und systematischer Sicht). In: Franziskanische Studien 43 (1961) 1—21. 4 Vgl. H. Finke: Aus den Tagen Bonifaz VIII. Funde und Forschungen. Münster 1902. In: Vorreformationsgeschichtliche Forschungen 2. Bes. S. 146—190; S. Sibilla: Bonifacio VIII (1294—1303). Rom 1949; W. Goez: Translatio imperii. Ein Beitrag zur Geschichte des Geschichtsdenkens und der politischen Theorien im Mittelalter und in der frühen Neuzeit. Tübingen 1958; R. Castillo Lara: Coacción eclesiástica y Sacro Romano Imperio. Turin 1956. In : Studia et textus historiae Juris canonici 1 ; L. Buisson : Potestas et Caritas. Die päpstliche Gewalt im Spätmittelalter. Köln 1958. Vgl. ferner Anm. 50.